Warum die Bahnverbindung Rotterdam-München so viele Vorteile bietet
16-06-2015
Neele-Vat Logistics wickelt jährlich etwa 400.000 Transporte aus dem Großraum Rotterdam in das europäische Hinterland und umgekehrt ab. Folglich fahren täglich viele Auflieger mit Palettenladungen nach Deutschland, Italien, Großbritannien und anderen europäischen Zielen. Von und nach München wird die Bahn benutzt. Peter Vinke, Direktor bei Neele-Vat Logistics, über diese bemerkenswerte Wahl. Über Mehrwertsteuerumlenkung, Multicourant-Lokomotiven und das Gehalt der osteuropäischen Fahrer
Neele-Vat Logistics ist ein Spezialist für Sammelgutverkehre von Rotterdam zu vielen europäischen Zielen. Etwa 70 Prozent davon sind hafenbezogen, d. h. von einer Containerfrachtstation (Cross-Dock für Stückgut) oder von einem Logistikverteilzentrum.
Für den Transport von einem nach München nutzt Neele-Vat Logistics seit 2013 die intermodale Bahnverbindung zwischen Rotterdam und der bayerischen Landeshauptstadt. "Eine zuverlässige Verbindung, die es uns ermöglicht, neben Tiefsee-Containern auch kontinentale Stückgüter auf der Schiene zu transportieren. Und das ist auf dieser Strecke ziemlich einzigartig", sagt Vinke. Mit kontinentaler Ladung meint er nicht nur niederländische Ladung, die von Verladern aus der Region produziert wird, sondern auch Ladung, die aus Asien kommt und in Rotterdam umgepackt oder umgeschlagen wird.
Bei der Beförderung kontinentaler Güter ist die Konkurrenz durch den Lkw-Transporte groß, sowohl in Bezug auf den Preis als auch auf die Flexibilität, aber das hält Neele-Vat Logistics nicht davon ab, auf die Schiene zu setzen. Laut Vinke ist die Strecke Rotterdam-München für eine Verkehrsverlagerung sehr gut geeignet, aber sie erfordert eine zuverlässige, schnelle und hochfrequente Bahnverbindung. In diesem Fall fährt der Bahnbetreiber TX Logistik/EGS innerhalb von 48 Stunden von Rotterdam nach Süddeutschland.
Dank einer interoperablen (multikursfähigen) Lokomotive, die sowohl mit dem niederländischen als auch mit dem deutschen Sicherheitssystem ausgestattet ist,
werden Verzögerungen an der deutsch-niederländischen Grenze vermieden. "Anders als bei Hochseetransporten, die 30 Tage unterwegs sind, kann man sich im kontinentalen Verkehr nicht einfach einen Tag verspäten. Es herrscht immer Zeitdruck. Insofern sind wir froh, dass unser Operator TX Logistik/EGS kürzlich die Frequenz von drei auf vier Umwege pro Woche erhöht hat", berichtet Vinke. "Diese Frequenzerhöhung gibt uns ein wenig mehr Flexibilität. Es ist zu erwarten, dass die Frequenz in Zukunft weiter steigen wird. Das würden wir sehr begrüßen."
Die Entscheidung von Neele-Vat Logistics, derzeit auf die Schiene zu setzen, hat übrigens nicht so sehr wirtschaftliche Gründe; die Kosten sind fast gleich. Der Logistikdienstleister will aber vor allem künftige Entwicklungen antizipieren, wie die deutsche Maut, den Fahrermangel und die steigenden Löhne der osteuropäischen Fahrer. "Die osteuropäischen Fahrerlöhne liegen inzwischen weit unter der westeuropäischen Norm, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Brüssel Maßnahmen ergreifen wird, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen", so Vinke.
Er geht daher davon aus, dass die Schiene mit der Zeit auch wirtschaftliche Vorteile gegenüber dem Straßenverkehr bieten wird. Gleichzeitig rechnet er mit einer starken Zunahme des Güterangebots, so dass der Transportbedarf ohne die Schiene nicht mehr gedeckt werden kann. Darüber hinaus beobachtet Vinke ein zunehmendes Bedürfnis der Kunden nach nachhaltigen Transportlösungen. "In dieser Hinsicht bietet die Schiene viele Vorteile gegenüber anderen Verkehrsträgern. Bei vergleichbarer Preisgestaltung kann dies für die Wahl des Verkehrsträgers entscheidend sein."
Trotz der zuverlässigen, schnellen Verbindung nach München sind viele Verlader und Spediteure im Freistaat Bayern noch stark auf deutsche Häfen ausgerichtet. Nach Ansicht des Direktors hat Rotterdam jedoch viele Vorteile zu bieten, die jedoch weitgehend unbekannt sind. Als Beispiel nennt er, dass der Rotterdamer Hafen für die meisten Deepsea-Carrier der erste Anlaufhafen (First Port of Call) ist, der im Vergleich zu deutschen Häfen eine Zeitersparnis von etwa zwei Tagen bietet.
Als weiteren Vorteil nennt Vinke die Tatsache, dass Verlader und Spediteure von einem steuerfreundlichen Umfeld und günstigen Zollbestimmungen profitieren können. Im Rotterdamer Hafen dürfen deutsche Unternehmen beispielsweise die Mehrwertsteuer umkehren, während sie sie in Hamburg direkt abführen müssen und erst nach drei Monaten zurückfordern können. Das bedeutet einen Liquiditätsnachteil für den Importeur. Aber es gibt noch mehr zu erwähnen, so der Direktor von Neele-Vat Logistics. "Rotterdam verfügt über ein sehr umfangreiches Shortsea-Netz. Für kontinentale Ladungsströme von und nach Großbritannien, Skandinavien und den baltischen Staaten ist Rotterdam die ideale Drehscheibe. Hier sind viele Abfahrten möglich. Unser Schienenprodukt knüpft nahtlos daran an. Auch für Sammelladungen."