Hat sich die Steder-Gruppe überworfen oder gab es einen strategischen Plan hinter der Übernahme?
Es war eine Kombination aus diesen beiden Faktoren. Erstens bot sich die Gelegenheit, die Steder-Gruppe zu kaufen, und zweitens haben wir letztes Jahr unseren Dreijahresplan formuliert. Darin haben wir angegeben, dass wir unser Netzwerk in der Seefrachtspedition in den kommenden Jahren um mindestens sieben Standorte erweitern wollen. Im Landverkehr sind wir in Europa versorgt, aber in der Seefracht wollten wir uns an einer Reihe von strategischen Standorten verstärken. Mit der Steder Group haben wir nun zwei der sieben Wünsche auf unserer Wunschliste erfüllt, nämlich Glasgow und Dubai. Das stärkt die Größenordnung, die wir brauchen, um auch im Europa von morgen in der Seefracht wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei wird die Steder Group bis auf Weiteres unter ihrem eigenen Markennamen innerhalb von Neele-Vat operieren.
Wer hat die Initiative ergriffen?
Mein Vater, Ruud Vat, stand vor einigen Jahren während der Welthafentage mit dem Eigentümer Rien Spijkers von der Steder-Gruppe in Kontakt. Damals wurde das Thema besprochen. Im März dieses Jahres erhielten wir plötzlich einen Anruf von Rien, der uns zu einem Gespräch aufforderte, da die Gespräche mit einem potenziellen Käufer gescheitert waren. Ob wir eventuell noch Interesse hätten? Dann fängt man an zu reden. Da wir Rotterdamer unter uns sind, konnten wir Ende letzter Woche sehr schnell ein Geschäft abschließen. Ich glaube nicht, dass wir jemals eine Akquisition so schnell abgeschlossen haben. Es war also einerseits eine Chance, aber es hat auch sehr gut gepasst.
Warum war die Steder-Gruppe im Schaufenster? Keine Nachfolge?
Rien Spijkers ist 73 Jahre alt. Für ihn war es schön gewesen.
Ist der Deal schon abgeschlossen und wird Nagel Aktionär bei Ihnen?
Nein. Wir haben eine schöne Summe auf sein Konto überwiesen. Übrigens kaufen wir nicht alles innerhalb der Steder-Gruppe, sondern nur Teile. Das bedeutet, dass Steder Agencies & Chartering aus dem Geschäft herausfällt. Das ist ein Markt, von dem wir nichts wissen. Übernahmen müssen eindeutig in unsere Strategie passen. Außerdem muss es für uns ein gesundes Unternehmen sein und die Leute müssen bereit sein, zu bleiben. Für Rien trifft das angesichts seines Alters offensichtlich nicht mehr zu.
Übrigens ist das Management in Schottland auch an den dortigen Büros beteiligt. Wir kaufen also eine Mehrheitsbeteiligung von 70 % im Vereinigten Königreich. Die restlichen 30 % verbleiben bei den Mitarbeitern. In Dubai hat das Management ebenfalls eine kleine Minderheitsbeteiligung. Wir als Neele-Vat haben nur alle Anteile an den Standorte in den Niederlanden erworben. Die Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen ist übrigens nichts Neues für uns. Zehn Manager von Neele-Vat Logistics besitzen ebenfalls Aktien. Das stärkt tatsächlich das Teamgefühl.
Wie bedeutend ist diese Übernahme für Neele-Vat in Bezug auf Umsatz und Personal?
Das ist ein ziemlich bedeutender Club für uns. Wir erhöhen also unsere Belegschaft um 100 Mitarbeiter, davon 50 in Schottland, auf 1.000 Mitarbeiter. Und wir sind jetzt mit 27 Standorte in zehn Ländern vertreten. Der Umsatz steigt durch die Übernahme um 50 Millionen Euro auf 395 Millionen Euro, während die Gesamtfläche der Lagerräume jetzt 255.000 Quadratmeter beträgt.
Neele-Vat hat nun zwei der sieben im Strategieplan vorgesehenen Standorte besetzt. Werden Sie den Rest selbst einrichten oder noch weitere Akquisitionen in Betracht ziehen?
Letzteres. Mit einer Ein-Mann-Armee hat man keinen guten Start in einem neuen Markt. Wir werden daher versuchen, bestehende Akteure auf diesen Märkten zu übernehmen.
Dabei geht es immer noch um den Kauf von fünf Seefrachtbüros an strategischen Standorten. Wird dies innerhalb von zwei Jahren gelingen?
Es besteht kein Zeitdruck. Außerdem befinden Sie sich auf einem Seefrachtmarkt, der seit der Corona-Krise aufgrund der enormen Preissteigerungen unberechenbar geworden ist. Ich vergleiche den Markt manchmal mit einer Packung Milch, die um das Fünffache teurer geworden ist und bei der man abwarten muss, ob das Verfallsdatum nach dem Kauf nicht überschritten ist. Wir werden uns also in aller Ruhe die Möglichkeiten ansehen. Das Grundprinzip bleibt, dass es zu uns passen muss.
Welche Länder haben Sie im Auge?
Wir suchen Seefrachtbüros u. a. in Italien, Spanien und Deutschland.
Wo genau?
Sicherlich würde das Seehäfen wie Hamburg und Genua betreffen. Und Valencia, Barcelona und Algeciras in Spanien. Und Antwerpen.
Quelle: Nieuwsblad Transport