Obwohl die Spedition Dörrenhaus traditionell aus dem Straßengüterverkehr kommt, hat sie sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Allround-Logistikunternehmen entwickelt. Heute macht das Trucking bis zu 15 Prozent des Umsatzes aus. Der Großteil wird im Bereich der See- und Luftfracht erwirtschaftet, berichtet Lars Dörrenhaus, Geschäftsführer der Spedition Dörrenhaus. Als er Mitte der 1990er Jahre in das Unternehmen eintrat, begann die Fokussierung auf Asien-Importe, die seitdem sukzessive ausgebaut wurde. Die Kernkompetenzen liegen in Logistikdienstleistungen für Industrie, Handel und für große Online-Händler. Dörrenhaus bildet für seine Kunden die gesamte Lieferkette ab.
In diesem Jahr - anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Familienunternehmens - folgte der nächste Entwicklungsschritt für die Spedition aus Velbert in Nordrhein-Westfalen. "Die Entscheidung, in Asien selbst etwas aufzubauen, wurde dadurch ausgelöst, dass unsere Partner dort verkaufen oder aus finanziellen Gründen aufgeben mussten. Und weil wir nicht mit 10 kleinen chinesischen Dienstleistern zusammenarbeiten wollten, haben wir uns Anfang des Jahres entschlossen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Zusammenarbeit mit Neele-Vat
Dörrenhaus wollte diesen Schritt mit einem starken Partner gehen. Die Wahl fiel auf Neele-Vat. Das niederländische Logistikunternehmen hatte sich zuvor an der Spedition Dörrenhaus beteiligt und arbeitet ebenfalls seit Jahrzehnten erfolgreich und vertrauensvoll mit der Spedition Dörrenhaus zusammen. So dauerte es nicht lange, bis sich die beiden Parteien einig waren und beschlossen, Anfang 2021 eine eigene Spedition in Asien zu gründen. Allerdings soll es sich um ein völlig eigenständiges Unternehmen handeln:"NVD Asia ist kein Dienstleister, der exklusiv für Neele-Vat oder uns arbeitet, sondern ein neutraler Buchungsagent, der sich an Speditionen weltweit richtet, die keine eigene Niederlassung in Asien eröffnen, aber dennoch 2.000 bis 3.000 Container verschiffen wollen", so Dörrenhaus. Die Aktivitäten von Dörrenhaus und Neele-Vat machen bis zu einem Viertel des Gesamtumsatzes von NVD Asia aus.
Gleichmäßig aufgeteilte Anteile
Das Start-up arbeitet bereits für Unternehmen in aller Welt. Die meisten dieser mittelständischen Kunden haben einfach nicht genügend Umschlagvolumen in Asien, so dass es kaum möglich ist, sinnvollen Laderaum einzukaufen, erklärt Dörrenhaus: "Wir haben jährlich etwa 100.000 bis 150.000 Container auf See und weitere 3.000 auf der Schiene und können so günstiger einkaufen, was wir wiederum an unsere Partner weitergeben." Die Höhe der Abfertigungs- oder Buchungsgebühren hängt davon ab, ob zusätzliche Funktionen wie Track & Trace genutzt werden oder nicht. NVD Asia bietet auch Luftfrachtdienste an.
Die Anteile an NVD Asia sind zu gleichen Teilen auf die beiden Partnerunternehmen verteilt. Aber auch das lokale Management hat einen kleinen Anteil erworben. "In der Vergangenheit haben wir das immer so gehandhabt. Auf diese Weise haben alle Parteien das größtmögliche Interesse daran, dass das Unternehmen wächst und gesund arbeitet", erklärt Cuno Vat, Geschäftsführer von Neele-Vat. Vorerst wolle man weiterhin nur organisch und nicht durch Übernahmen wachsen, fügt Vat hinzu und erklärt: "Wir ziehen es vor, gute Manager zu finden und weitere asiatische Länder mit eigenen Standorte vor Ort zu erschließen."
Beweglicher als die Großen
Der Vorteil gegenüber den ganz großen Spediteuren ist die Agilität des asiatischen Buchungsagenten, die sich vor allem während der Pandemie durch die ständig wechselnde Nachfrage und die ständige Verknappung des Laderaums auszahlte. Getreu dem Motto: Not macht erfinderisch. "In Kasachstan haben wir eigene Schiffe gechartert, eigene Landtransporte über die Neue Seidenstraße durchgeführt oder Waren im kombinierten Lkw-Transporte auf der Schiene transportiert", sagt Denis Kronenbitter, Geschäftsführer von NVD Asia.
Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl von Stornierungen, Änderungen, Engpässen oder Problemen, die immer ein persönliches Eingreifen erfordern. Das wirkt sich auf die Arbeitsabläufe aus: "Vor zwei Jahren musste eine Akte für einen Containertransport von Shanghai nach Europa im Durchschnitt sechsmal bearbeitet werden, und der Container war auf dem Weg. Heute geht es um dieselbe Akte, aber sie muss 27 Mal angefasst werden."
Der Fachkräftemangel ist auch in Asien deutlich zu spüren. "Logistik ist nicht mehr so sexy", sagt Kronenbitter. Außerdem gibt es große saisonale Schwankungen, vor allem in China. Zwischen Oktober und April findet er gar keine Arbeit, im Sommer ist es leichter. Viele Chinesen würden derzeit lieber den Traum verfolgen, als Influencer Millionen zu verdienen, als einen richtigen Job zu haben. Ein Unterschied zu Europa ist die Arbeitsmoral. "Wenn das Management hier von der Front weggeht und sich engagiert, werden die Mitarbeiter folgen.
Große Expansionspläne
Dass NVD Asia ausschließlich auf Einheimische setzt, war von Anfang an klar: "Wir wollen kein ausländisches Unternehmen in Asien sein. Wir wollen ein asiatisches Unternehmen mit westeuropäischem Management sein. Deshalb setzen wir auch nur auf lokale Partner und Mitarbeiter", betont Kronenbitter. Von den 120 Mitarbeitern in China seien nur zwei Nicht-Asiaten, von denen er einer sei, sagt Kronenbitter. NVD Asia hat inzwischen acht Standorte in Asien eröffnet.
In diesem Jahr werden weitere Märkte eröffnet. Den Anfang machen Taiwan, Vietnam und Kambodscha. Thailand, Malaysia und Indonesien werden folgen. Weiter westlich als Myanmar wird es jedoch keine weiteren Filialen geben. Kronenbitter: "Wir wollen wirklich eine rein asiatische Buchungsstelle sein und haben kein Interesse, zum Beispiel in den Nahen Osten zu gehen. Wir wären auch zu nah an unseren dortigen Partnern.
Quelle: https://www.dvz.de/rubriken/detail/news/nvd-asia-der-neue-buchungsagent-fuer-den-mittelstand.html