Der überhitzte Containermarkt in China hat das Rotterdamer Unternehmen Neele-Vat Logistics dazu veranlasst, selbst in der Volksrepublik aktiv zu werden. Gemeinsam mit ihrem deutschen Partner Dörrenhaus haben die Rotterdamer im vergangenen Jahr in aller Stille das chinesische Speditionsunternehmen NVD Asia gegründet, um mehr Kontrolle über den Transport von Gütern aus China auf dem See-, Luft- und Schienenweg nach Europa zu erlangen. Die beiden Parteien haben eine Mehrheitsbeteiligung übernommen. Das lokale Management hält die restlichen Anteile.
Neele-Vat ist in China voll durchgestartet, denn das neue Buchungsbüro mit Sitz in Hongkong hat Ende letzten Jahres mit acht Filialen und 120 Mitarbeitern einen fulminanten Start hingelegt. Darüber hinaus gibt es bereits konkrete Pläne für die Eröffnung von Standorte in Vietnam, Taiwan und Kambodscha.
Geschäftsführer Cuno Vat hätte die chinesische Initiative lieber unter Verschluss gehalten, aber aufgrund des 50-jährigen Bestehens des deutschen Partners, an dem Neele-Vat Logistics eine Minderheitsbeteiligung hält, sickerte die asiatische Initiative dennoch durch.
Kontaktstelle
Der unmittelbare Grund für das Joint Venture ist, dass man durch das Beschaffungsbüro vor Ort schnell auf Probleme reagieren kann und einen zentralen Ansprechpartner hat. Gerade im Hinblick auf die Pandemie, die strengen Quarantänevorschriften und die enormen Kapazitätsengpässe sei dies Gold wert, sagt Vat. So hat das Unternehmen bereits eigene Flugzeuge gechartert und große Frachtströme in Richtung Europa über die Neue Seidenstraße abgewickelt, um die Sendungen pünktlich zu den Kunden zu bringen.
Mit eigenen Büros kann Neele-Vat auch viel schneller auf logistische Engpässe in chinesischen Seehäfen reagieren, sagt Vat. Verzögerungen, Anpassungen und Stornierungen sind an der Tagesordnung, und dann ist es gut, dass wir vor Ort schnell reagieren können. Darüber hinaus hat die Zahl der Verwaltungsvorgänge auf dem chinesischen Containermarkt in den letzten zwei Jahren stark zugenommen. Die Zeit, um auf diese Weise einen Schiffscontainer zu bekommen, hat sich in zwei Jahren vervielfacht. Mit einem eigenen Büro und eigener IT wird die Kette transparenter und die Kommunikation verbessert. Dabei wolle NVD Asia kein ausländisches Unternehmen in China sein, sondern ein asiatischer Spediteur mit westeuropäischem Management, sagt Vat.
Neutrale Plattform
NVD Asia ist nicht ausschließlich für die beiden europäischen Großaktionäre tätig. Das Gegenteil ist der Fall. Das Speditionsunternehmen ist eine neutrale Plattform vor allem für kleinere Agenten, die keine eigenen Büros in China haben. Derzeit nutzen bereits rund 100 Spediteure NVD Asia", so Vat. Von den 10.000 TEU pro Monat, die die Tochtergesellschaft bereits verschickt, stammt daher der Großteil von diesen Kunden.
Diese Speditionsunternehmen haben einzeln zu wenig Ladungsangebot und daher zu wenig Kaufkraft, um mit den Reedereien gute Preise auszuhandeln, aber gebündelt über NVD Asia können sie das größere Volumen mitnehmen und so preislich mit den größeren Spediteuren konkurrieren, so Vat.
Das geschätzte jährliche Containeraufkommen des neuen Unternehmens liegt bei 100.000 bis 150.000 Seecontainern, sagt Gesellschafter Lars Dörrenhaus. Und 3.000 werden auf der Schiene umgeschlagen. Dieses Volumen wird nach Angaben von Cuno Vat jährlich um 10-20 % steigen.
Quelle: Nieuwsblad Transport