"Die Kunden möchten auch einen Kostenvoranschlag für die Bahn haben"
8-1-2013
Bei Neele-Vat Logistics haben wir viele Jahre lang in Rädern gedacht, und das hat uns eine starke Marktposition im Landverkehr verschafft. Aber seit einigen Jahren gibt es eine neue Denkweise. Wir denken jetzt auch in Waggons. Wir sehen jetzt selbst, was vorteilhafter ist, die Straße oder die Schiene, und stellen dann dem Kunden die Wahl vor. Wir stellen fest, dass die Kunden es wirklich mögen, wenn wir neben der Straße auch die Schiene als Option anbieten.
Neele-Vat Logistics hat sich traditionell stark auf den Landverkehr konzentriert, wiederum hauptsächlich auf Importcontainer, die über den Hafen ins Hinterland gehen. Von Rotterdam aus geht eine große Menge an Fracht nach Osteuropa. Das hat uns sehr getroffen, vor allem im Hinblick auf die Tarife. Wir fahren in Westeuropa mit unseren eigenen Lkw und vergeben den Transport in Mittel- und Osteuropa an reguläre Spediteure. Für fast jedes europäische Land haben wir eigene Spezialisten, die das Land kennen und oft auch die Sprache sprechen, von Polen über Ungarn, Russen und Rumänen.
Das Grundwissen über den Schienentransport war dank ShipRoad, der neutralen Speditionsabteilung von Neele, bereits vorhanden. Als wir anfingen, uns auch in den Transportabteilungen mit der Schiene zu beschäftigen, waren wir begeistert von den Durchlaufzeiten und was sonst noch möglich war. Wir berieten uns mit den Kunden, die sich anhand eines Angebots selbst für die Schiene als Alternative entscheiden konnten. Immer mehr Kunden entscheiden sich nun für diese Option.
Viele Güter gehen in die Region Rheinland/Ruhrgebiet, und dort sind die Lieferzeiten fast vergleichbar mit dem Lkw-Transport, aber der Preis ist oft niedriger. Kunden, die ihre Ware sozusagen schon gestern hätten haben sollen, erhalten ihre Sachen weiterhin per LKW. Im Ruhrgebiet ist der Preisunterschied aufgrund der geringen Entfernung noch nicht so groß, daher wird dort noch oft der LKW gewählt. Aber wenn wir über Stuttgart und Mannheim sprechen, wird der Unterschied sichtbar. Da lassen sich leicht ein paar hundert Euro einsparen, weshalb immer häufiger die Schiene gewählt wird.
Italien ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Dort werden viele Güter intermodal auf der Schiene transportiert. Wir können die Schiene dort deutlich günstiger anbieten und auch die Transitzeiten sind günstig. Außerdem haben wir 2012 eine Projektladung von mehreren hundert Containern mit Solarmodulen auf der Schiene nach Rumänien transportiert.
Ich glaube nicht, dass die Bahn per se viel schneller wird, als sie es ohnehin schon war. Allerdings fahren die Betreiber bestimmte Gebiete mit zunehmender Frequenz an. Im Vergleich zu Hamburg hat Rotterdam einen großen Nachholbedarf, aber die Zahl der Ziele nimmt stetig zu, vor allem nach Deutschland. Hier gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. Vor allem in Deutschland würden wir gerne mehr Ziele haben. Viele Routen haben noch nicht das Volumen, das Hamburg und Bremerhaven haben, aber wenn die Verbindungen da sind, kommt die Ladung auch.
Eine weitere ist die Verbindung zu Euromax, APM und ECT. Mit der Inbetriebnahme der Zweiten Maasvlakte werden neue Terminals hinzukommen. Ich bin gespannt, wie der Schienenverkehr dort organisiert sein wird, denn die Verbindungen zu den Terminals sind für uns sehr wichtig. Insofern ist es schön, dass wir über Rail Cargo Netherlands solche Wünsche an die Operateure äußern können.
Derweil geht das Wachstum weiter. Ab Mitte Januar werden wir in den Münchener Dienst von TX Logistik einsteigen. Dabei werden wir Dienstleistungen für Komplett- und Teilladungen auf der Basis von 45-Fuß-Containern anbieten. Darüber hinaus verhandeln wir mit mehreren Operateuren über neue Möglichkeiten, so dass wir uns damit Gehör verschaffen werden.
Daniel Tom, Neele-Vat Logistik